Sie haben die ersten Berufsjahre ausserhalb der Industrie gearbeitet. Was fasziniert Sie am industriellen Umfeld?
Im Dienstleistungssektor ist das Resultat seiner Anstrengungen nicht unbedingt konkret ersichtlich. In der Industrie hingegen arbeitet man an einem Produkt oder einem Projekt, das allmählich real wird und das man danach sehen und gar berühren kann. In finde es sehr befriedigend und motivierend, das Endresultat seiner Arbeit auch wirklich erfassen zu können.
Was sollte getan werden, damit sich mehr Frauen für eine Karriere in der Industrie oder in einem technischen Beruf entscheiden?
Allgemein gesprochen, und dies nicht nur mit Blick auf die Frauen, wird der Industrie immer noch zu wenig Beachtung geschenkt. Ich stelle immer wieder fest, dass viele Menschen gar nicht wissen, dass es hier in der Schweiz eine bedeutende und vielfältige Industrie gibt. Wir forschen und produzieren viel in der Schweiz. Dies sollte bewusster werden. Um auf das Interesse der Frauen für Industrieberufe zu kommen, so denke ich, dass die Digitalisierung neue Möglichkeiten eröffnen wird. Sie wird zu neuen interessanten Stellen führen, die auch Frauen ansprechen, die traditionell an der Welt der Produktionshallen und der Schwerindustrie weniger interessiert sind. Der Wechsel ist bereits jetzt im Gange, das Image der Industrie ist bereits viel dynamischer. Man muss dies entsprechend kommunizieren, um die technischen Berufe zu bewerben und junge Mädchen wie junge Männer mit ihnen vertraut zu machen.
In Ihrem Unternehmen arbeiten viele junge Ingenieure. Wie können sie das Arbeits- und Familienleben vereinbaren?
Die Situation ändert sich mit jedem Jahrzehnt, nicht nur von einer Generation zur anderen. Viele unserer Mitarbeiter sind in den Dreissigern und stark in die Organisation ihres Familienalltags involviert. Die meisten haben eine Frau oder eine Lebenspartnerin, die ebenfalls berufstätig ist. Heute teilen sich Paare die familiären Aufgaben und machen entsprechend Kompromisse. Wir haben deshalb für alle Mitarbeitenden, die es wünschen, die Möglichkeit eingeführt, teilzeit zu arbeiten. Eine Haltungsänderung ist bei Männern wie Frauen im Gange. Eine Familie zu gründen und dabei berufstätig zu bleiben wird, und dies muss auch zwangsläufig so sein, zu einem Gemeinschaftsprojekt.
Und wie können Sie selbst Beruf und Familie vereinbaren?
Ich versuche, mindestens einmal pro Woche am Nachmittag zu Hause zu sein. Zudem
achte ich darauf, dass wenn ich mit den Kindern zusammen bin, auch wirklich für sie da bin und Qualitätszeit mit ihnen verbringe. Es ist klar, dass ich weniger Zeit habe als wenn ich nicht arbeiten und zu Hause bleiben würde. Aber ich denke auch, dass es wichtig ist, ihnen das Bild einer Frau zu vermitteln, die aktiv ist und Verantwortung übernimmt. Das Rollenbild einer Mutter, die arbeitet, hat bei Männern wie bei Frauen die Grundhaltung gegenüber der Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben geändert.